Was macht eigentlich ein Textilreiniger?

Flecken behandeln, waschen und bügeln: Im Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungswerk Augsburg lernen sie ihr Handwerk.
Jenifer Pajonk bei ihrer Ausbildung zur Textilreinigerin im Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Augsburg (Foto: KJF/Ronja Mößbauer)
Jenifer Pajonk bei ihrer Ausbildung zur Textilreinigerin im Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Augsburg (Foto: KJF/Ronja Mößbauer)
19. November 2019

Gereinigte Kirchenkleidung wartet auf Abholung. Es duftet frisch. In der Mitte des großen Raumes läuft die Heißmangel und glättet Küchentücher. Vor der Mangel arbeitet Jenifer Pajonk an der Kasse. Mit breitem Lächeln empfängt sie eine Kundin, die ihre Ware abholt. Service und Abrechnung gehören zu den Hauptaufgaben der Auszubildenden in der Wäscherei des Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrums in Augsburg.

Vom Fachwerker in die Vollausbildung

Jenifer kam im Jahr 2016 nach Sankt Elisabeth. Im Berufsbildungswerk nahm sie an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) teil und lernte dabei verschiedene Berufe kennen. Sie entschied sich für die Ausbildung zum Fachwerker Textilreiniger/in. Nach einem Jahr wechselte sie in die Vollausbildung und ist heute im dritten Lehrjahr.

„Wer gute Noten hat und motiviert ist, den können wir in die Vollausbildung umstufen“, erklärt Ausbilder Christian Seidel. Bei der Vollausbildung sind die Anforderungen höher und die Verantwortung größer als beim Fachwerker. Jenifer darf viele Aufgaben selbstständiger erledigen. „Als Fachwerker habe ich viel gelernt und die Gewissheit erlangt, dass ich den Anforderungen des Berufs gewachsen bin“, sagt Jenifer. Das gab der jungen Frau den Mut zum Wechsel in die Vollausbildung.

Sortieren, reinigen und trocknen

Besuchern der Wäscherei erklärt Jenifer selbstbewusst den Weg der Wäsche – von der Abgabe bis zur Abholung. Die Auszubildenden bedienen Kunden, die ihre Textilien in der Wäscherei oder im Laden von Sankt Elisabeth abgeben. Zuerst füllen die Auszubildenden einen Schein aus, der die Teile klar kennzeichnet. Im nächsten Schritt sortieren sie die Textilien, wiegen sie und ordnen sie den Waschmaschinen zu. Die Auszubildenden entscheiden, welche Gewebe und Flecken, welche Art von Behandlung bekommen. Kleidungsstücke, die nicht knittern sollen, wie Blazer oder Hochzeitskleider, werden beispielsweise in die PER-Reinigungsmaschine gehängt. Sie ist so groß wie ein durchschnittlicher Gartenschuppen und reinigt mit einem chemischen Reinigungsmittel statt mit Wasser.

Nach dem Waschen kommen geeignete Materialien in den Trockner. Tischdecken und Geschirrtücher lassen Jenifer und die anderen durch die Mangel laufen, die sie glättet und vorfaltet. Die Feinarbeit beim Zusammenlegen übernehmen dann wieder die Azubis. Letzte Station sind die Bügeleisen. Sobald ein Auftrag fertig ist, bekommt er eine Transporthülle und wird zur Abholung bereit gehängt.

Für die Ausbildung zum Fachwerker und Textilreiniger brauchen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Geschicklichkeit. Sie müssen die Wäsche in Wägen zwischen den Maschinen hindurch zu den verschiedenen Stationen bringen, sie falten und die Maschinen bedienen. Anpassungs- und Kooperationsfähigkeit sind für die Arbeit im Team notwendig. „Die Ausbildung eignet sich besonders für jene, denen wiederkehrende Arbeit Sicherheit und Ruhe gibt“, sagt Christian Seidel.

Den Menschen im Blick

Jenifers Arbeitsschwerpunkt liegt im Service. Mit ihrem strahlenden Lächeln hinterlässt sie Eindruck bei Kunden. Die Aufgaben der Auszubildenden in der Wäscherei des KJF Bildungswerks Augsburg passt der Ausbilder an persönliche Begabungen und individuelle Vorbedingungen an. Dabei fordert Ausbilder Christian Seidel seine Schützlinge ohne sie zu überfordern. Beispiel: Die meisten Servicegespräche führt Jenifer komplett selbstständig. Nur bei schwierigen Kunden unterstützt der Ausbilder.

Weg in die Selbstständigkeit

Die wachsende Sicherheit und Erfolge in der Ausbildung setzten bei Jenifer einer positiven Entwicklung in Gang. Bernd Langhans ist ihr Prozessbegleiter im KJF Berufsbildungswerk. Er unterstützt sie über die Ausbildung hinaus und erkennt große Fortschritte besonders beim Wohnen. Um schwierigen familiären Umständen zu entkommen, zog Jenifer anfangs in eine heilpädagogische Wohngruppe auf dem Gelände. Dort wurde sie intensiv betreut. „Seit diesem Jahr wohnt Jenifer in einer Selbstversorgergruppe“, sagt Bernd Langhans. Dort kümmern sie und ihre Mitbewohner sich selbstständig ums Putzen, Einkaufen und Kochen. Die enge Betreuung und die Möglichkeit der Unterbringung auf dem Gelände ist eine Besonderheit des Berufsbildungswerks.

Neben der Ausbildung nimmt Jenifer an Sozialkompetenztrainings teil. Nächstes Jahr ist sie nach drei Ausbildungsjahren fertig und will ins Berufsleben starten. Dafür macht sie bald Bewerbungstrainings in Sankt Elisabeth. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen gut. „Aktuell gibt es wenige ausgebildete Kräfte in dem Bereich“, sagt Christian Seidel. Sein Kontakt zu Wäschereien in der Umgebung hilft den Auszubildenden Praktika in den Betrieben zu absolvieren und nach ihrer Ausbildung einen Job zu finden. Dass Jenifer ihre Ausbildung bald gemeistert hat, macht beide stolz: Ausbilder und Auszubildende. Ihr eigener Erfolg bringt die junge Frau zum Strahlen. Jenes Strahlen, dass auch die Kunden der Wäscherei so schätzen.

Steckbrief:

Ausbildung Textilreiniger/in

Dauer: 3 Jahre

Art Im KJF Berufsbildungswerk Augsburg starten alle Auszubildenden mit dem Fachwerker Textilreiniger/in. Bei entsprechender Eignung können Teilnehmende in die Vollausbildung umgestuft werden. Während der Ausbildung absolvieren die Azubis bei Fachwerker und Vollausbildung Praktika in Betrieben.

Aufgaben:

  • Behandeln, Pflegen und Veredeln unterschiedlicher Textilien
  • Entfernen von Verschmutzungen
  • Kleidung durch Bügeln oder mit Dämpfen in Form bringen
  • Umgang mit computergesteuerten Wasch-, Reinigungs- und Finishmaschinen
  • Kundenberatung zur Pflege von Textilien, Behandlung und Kosten
  • Reklamationen entgegennehmen und prüfen
  • Wäscheposten zusammenstellen, verpacken, erfassen und dokumentieren

Anforderungen:

  • Sorgfalt
  • Anpassungs- und Kooperationsfähigkeit
  • Gut-durchschnittliche Handgeschicklichkeit

 

Benötigter Schulabschluss: Gesetzlich wird keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben.

Unterstützung im BBW: Über die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) können Interessierte die Ausbildung testen. Programme wie Sozialkompetenztrainings und Angebote des Psychologischen Fachdienstes helfen beim Aufbau von Können und Selbstvertrauen. Fachkräfte wie Ausbilder, Prozessbegleiter und weitere Betreuer arbeiten eng vernetzt und unterstützen Auszubildende jederzeit. Am Ende der Ausbildung werden Bewerbungstrainings angeboten.

Berufschancen: Es gibt aktuell wenige ausgebildete Textilreiniger, daher sind die Berufsaussichten gut.

Geeignet für… Jugendliche und junge Erwachsene, denen wiederkehrende Arbeit Sicherheit gibt und die feste Strukturen brauchen. Die Ausbildung zum Fachwerker Textilreiniger/in lehrt die grundlegenden Tätigkeiten. Sie ist theoriereduziert. Die Vollausbildung verlangt mehr selbstverantwortliches Arbeiten.

Fragen zur Ausbildung in Sankt Elisabeth beantwortet:

Andrea Geiß

Leitung Ausbildung und BVB

Telefon 0821 5979-145

geissa@sanktelisabeth.de

 

Auf einen Blick

  • KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Elisabeth
  • Qualitätsmanagement, zertifiziert nach DIN EN ISO 9001
  • Eignungsanalyse / Arbeitserprobung
  • Berufsvorbereitende Maßnahme, Dauer 1 bis 2 Jahre
  • 23 Ausbildungsberufe, Dauer 3 Jahre
  • Abschluss, Facharbeiter- oder Gesellenbrief
  • 2 Berufsschulen, zur sonderpädagogischen Förderung
  • Internat, mit unterschiedlichen Wohnformen
  • Therapeutische Begleitung, mit individuellen Angeboten und schnellen Reaktionszeiten, speziell für Trauma-Patienten
  • Zeitliche Flexibilität, die Maßnahme kann durch eine Reha-Maßnahme unterbrochen und danach nahtlos wieder aufgenommen werden
  • Integrationsbegleitung, für den Übertritt ins Arbeitsleben
  • Vermittlungsquote, beträgt 80 Prozent

 

 

Kontakt:

Sankt Elisabeth

KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum

Fritz-Wendel-Straße 4

86159 Augsburg

Telefon 0821 5979-0

Telefax 0821 5979-115

info@sanktelisabeth.de

www.sanktelisabeth.de