Berufliche Rehabilitation für psychisch traumatisierte junge Menschen

Drei Fragen an Cornelia Kappus vom Psychologischen Fachdienst
Beim Psychologischen Fachdienst berät Cornelia Kappus (links) junge Menschen.Foto: KJF/Carolin Jacklin
Beim Psychologischen Fachdienst berät Cornelia Kappus (links) junge Menschen.Foto: KJF/Carolin Jacklin
5. März 2021

Diplom-Psychologin Cornelia Kappus ist im Psychologischen Fachdienst des Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrums (BBJZ) tätig. Im Interview stellt sie das Angebot der beruflichen Rehabilitation für psychisch traumatisierte junge Menschen vor.

Warum brauchen psychisch traumatisierte junge Menschen besondere Unterstützung?

Cornelia Kappus: Psychisch traumatisierte junge Menschen stellen alle Berufsgruppen, die mit ihnen zu tun haben, vor besondere menschliche und fachliche Herausforderungen.

Die Folgen von traumatisierenden Ereignissen können zu umfassenden Beeinträchtigungen der persönlichen Entwicklung und der Entfaltung kognitiver und sozialer Möglichkeiten führen. Innere Unruhe, hohe Ablenkbarkeit, Schwierigkeiten bei der Gestaltung sozialer Kontakte und das Gefühl, über sich selbst zu wenig Kontrolle zu haben, führen zu anhaltenden Konzentrationsstörungen und zur Leistungsminderung. Oft lässt sich erst nach gewisser Zeit eine Traumatisierung als Ursache der Symptomatik identifizieren. Die betroffenen Menschen werden daher häufig dem Kreis von Menschen mit einer Lernbehinderung zugeordnet.

Was kann solche Traumatisierungen ausgelöst haben?

Cornelia Kappus: Ursachen psychischer Traumatisierung sind häufig Erfahrungen von körperlicher und seelischer Gewalt, sexueller Missbrauch, starke oder gar lebensbedrohliche Vernachlässigung in der frühen Kindheit, plötzlicher Verlust einer nahen Bezugsperson sowie Unfälle oder dramatische Krankheitsverläufe – aber auch das Miterleben solcher Ereignisse aus der Beobachterperspektive. Zentrale Aspekte von traumatischen Ereignissen sind dabei stets Gefühle von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein und Kontrollverlust. Diese führen zu einer grundlegenden Erschütterung des Selbst- und Weltbildes.  

Was machen Sie im Berufsbildungswerk Augsburg für psychisch traumatisierte junge Menschen?

Cornelia Kappus: Im Berufsbildungswerk Augsburg – als Teil des Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrums – treffen junge Menschen mit psychischen Traumatisierungen auf ein für sie förderliches Umfeld. Sie werden im Alltag von traumapädagogisch qualifizierten Mitarbeitenden unterstützt und von traumatherapeutisch geschulten Experten begleitet. Diese können bestimmte Verhaltensweisen als Folgen traumatischer Erfahrungen erkennen und die Betroffenen dabei unterstützen, die Störungen zu überwinden. Für die traumatisierten jungen Menschen erhöhen sich dadurch die Chancen, dass sie eine Ausbildung mit Erfolg abschließen können und ihren Platz im Berufsleben und mitten in der Gesellschaft finden.